Wie zu erwarten stellt Renault auf dem Pariser Autosalon eine neue bessere ZOE vor. Doch mit diesen Zahlen hat kaum jemand wirklich gerechnet.
Ich hatte es seit einigen Monaten in meiner Glaskugel stehen. Bei Renaults Heimspiel auf der Pariser Motorshow gibt es gute Neuigkeiten für die ZOE. So habe ich auch jedem geraten, mit dem Kauf einer neuen ZOE bis zu diesem Termin zu warten. Denn Renault wird nicht nur große Ankündigungen auf seinen Messestand stellen, sondern die neue ZOE wird direkt den Weg zu den Händlern finden. Ab dem 1. Oktober ist sie dann auch bestellbar. Die Auslieferungen sollen dann im Januar 2017 beginnen.
Renault hat natürlich ein großes Geheimnis daraus gemacht – denn wer hätte sonst in den vergangenen Wochen noch eine ZOE bestellt. Auch ich habe – wie immer – keine Infos vorab von Renault bekommen. So sitze ich jetzt spätabends hier und schreibe zusammen was bekannt ist.
Derzeit gibt es auf der niederländischen Renault-Seite ein Dokument zum Pariser Autosalon. Ob es geplant war, die Bombe irgendwie hintenherum und auf ausgerechnet Niederländisch platzen zu lassen, will ich mal anzweifeln. Aber für diesen Tag habe ich stundenlang Vokabeln gebüffelt um jetzt hier die wichtigsten Infos zu übersetzen.
300 Kilometer reale Reichweite
Das wichtigste zuerst: Zoe bekommt einen 41 Kilowattstunden [sic!] Akku. Wer den Verbrauch einer ZOE kennt, kann sich ausrechnen, wie weit man damit kommt. Im Sommer lässt sie sich locker mit 13 Kilowattstunden auf 100 Kilometer bewegen. Also sind 300 Kilometer Reichweite durchaus realistisch. Im Winter bei 17 Kilowattstunden auf 100 Kilometer schafft sie immer noch locker über 200 Kilometer. Reichweitenangst? Pah, was ist das?
Für den niederländischen Markt sind ab 1. Oktober dann folgende Modelle bestellbar. Der R240 Motor, der mit maximal 22 Kilowatt Leistung laden kann heißt nun R90. Der alte Q210 mit 43 Kilowatt Ladeleistung firmiert jetzt unter dem Namen Q90. Ob er aber auch wieder in Deutschland angeboten wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Aber in Europa können wir unsere Autos ja kaufen, wo wir wollen.
- ZOE R90 Entry: 22 Kilowattstunden Batterie, 57 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE R90 Life: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE R90 Intens: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE R90 Bose: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE Q90 Life Quickcharge: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE Q90 Intens Quickcharge: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
- ZOE Q90 Bose Quickcharge: 41 Kilowattstunden Batterie, 65 Kilowatt Motorleistung.
Es fällt auf, dass Renault das Modell Zen zugunsten des Modells Bose aufgegeben hat. Den Luftionisierer wird sicher keiner vermissen. Denn das Modell Bose bietet nicht nur ein Bose Audiosystem, sondern auch Sitzheizung. Doch gleich mehr zur Ausstattung.
Renault schreibt, dass sie die neue Batterie zusammen mit LG Chem entwickelt haben. Es sei gelungen fast die doppelte Kapazität in die Batterie zu packen, ohne dass diese größer oder schwerer geworden ist. „Das Batteriemanagementsystem optimiert den Energieverbrauch während der Fahrt. Gleichzeitig hält das neue Batterielüftungssystem die Batterietemperatur auf einem konstanten Niveau, so dass die Batterie unter allen Umständen so effizient wie möglich ist“, schreibt Renault. Das dürfte darauf hindeuten, dass in der neuen ZOE die Batterie nicht nur gekühlt, sondern auch beheizt werden kann. Damit wäre ZOE ein weiteres ihrer wenigen Mankos los.
Bring me hoam!
Mit Z.E. Trip kündigt Renault eine intelligente Routenplanung an. Die Routen lassen sich zudem künftig vorab am PC oder in der App planen und dann an das Auto schicken. Renault schreibt: „Z.E. Trip macht durch das einfache Auffinden von Ladepunkten in verschienden europäischen Ländern weite Fahrten mit der ZOE einfach. Z.E. Trip ist direkt über das R-Link Navigationssystem zugänglich und lässt sich einfach über die Bedienknöpfe am Lenkrad oder über das Internet bedienen. So können benötigte Zwischenstopps vorab eingeplant werden. Dieser Service zeigt in Echtzeit die Verfügbarkeit von allen Ladepunkten, die Art des Ladepunktes und ob er für das Fahrzeug geeignet ist. Der Fahrer kann zudem einen Ladepunkt auf Basis der Ladeleistung auswählen. Z.E. Trip ist ab September 2016 für ZOE Besitzer in Europa verfügbar.“ Die Funktionen sollen nacheinander in den verschiedenen Ländern eingeführt werden. Die neuen App-Funktionen sollen in der ersten Jahreshälfte 2017 kommen. Dann soll sich das Auto auch über die App lokalisieren lassen und verschiedene Werte des Bordcomputers abfragen können.
Mit dem Z.E. Pass bietet Renault zudem ein Zugangsmedium für die meisten öffentlichen Ladepunkte in Europa. „Die Z.E. Pass App macht das Aufladen der ZOE mit dem Großteil der öffentlichen Ladestationen in Europa noch einfacher. Der Fahrer kann entweder mit der Smartphone-App oder einer RFID-Karte zahlen“, beschreibt Renault die neue Funktion. Das System wurde zusammen mit Bosch entwickelt und wird daher auch im September 2016 zunächst in Deutschland eingeführt. Andere europäische Länder sollen in den kommenden Monaten folgen. Renault hat also offensichtlich verstanden, dass normale Kunden sich Lösungen aus einer Hand wünschen.
Neue Ausstattungen bessere Materialien
Auf dem Genfer Autosalon hat Renault bereits die Suisse-Edition der Renault ZOE vorgestellt. Diese geht in Europa nun als Modell „Bose“ in Serie. Die Ausstattungsmerkmale sind Ledersitze, Sitzheizung und ein Bose Audiosystem. In Frankreich wird das Modell „Edition ONE“ heißen. Für das Modell gibt es mit Yttrium Grau zudem eine exklusive neue Farbe.
Für alle Modelle gibt es die neuen Farben Rouge Intense und Gris Titanium. Also wohl ein kräftiges Rot und ein Titaniumgrau. Das Interieur des Life soll moderner aussehen. Unter anderem mit mehr Chrom rund um das R-Link und einem geometrischen Muster auf den Armaturenbrettverkleidungen.
Für den Intens gibt es elektrisch anklappbare Seitenspiegel und neue zweifarbige 16 Zoll Alufelgen. Der Innenraum bekommt neue Materialen und eine schwarze Verkleidung. Alternativ ist ein „elegantes und lebendiges Intens Color Pack“ lieferbar.
Wichtige Fragen bleiben vorerst offen
Die neuen Renault ZOE ist ein großer Schritt nach vorne und beendet endgültig die Ära der 150 Kilometer-Elektroautos. Mit ihrer 41 Kilowattstunden Batterie stellt sie von der Reichweite den neuen Leaf und BMW i3 in den Schatten und braucht sich nicht hinter dem Opel Ampera-e zu verstecken.
Auch die neuen Konnektivität-Features und bessere Ausstattung hören sich gut an. Ich bin schon gespannt auf die ersten Bilder – am Ende muss ich wohl doch selbst nach Paris fahren und die neue in persönlichen Augenschein nehmen.
Die wichtigste Frage, die sich aber jetzt alle Besitzerinnen und Besitzer einer ZOE stellen ist, ob es ein Retrofit für alte ZOEs geben wird. Dass die neue Batterie die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie die alte Batterie hat, gibt Anlass zu Hoffnung, dass die Batterie einfach zu tauschen ist. Zudem wäre es ein gutes und wichtiges Zeichen für die Kundinnen und Kunden, dass der frühe Kauf eines Elektroautos kein Fehler gewesen ist. Auch die Batteriemiete sollte einen Austausch einfach möglich machen.
Renault bleibt vorerst bei der Schnellladung mit 43 Kilowatt Drehstrom und steigt nicht auf CCS um. Für den deutschen Markt, in dem ZOEs mit 43 Kilowatt Schnellladung nicht mehr bestellbar sind ist das keine gute Nachricht. Aber vielleicht findet sie ja mit dem Upgrade auch wieder den Weg zurück in den deutschen Markt.
Für die Niederlande gibt es auch schon Preise. Dort wird auch die Batterie zum Kauf angeboten. Jedoch kann die ZOE mit Kaufakku auch beim Preis mit dem deutlich größeren Opel Ampera-e mithalten.
Preise mit Batteriemiete (Niederlande)
- ZOE R90 Entry: 21.490 Euro
- ZOE R90 Life: 23.990 Euro
- ZOE R90 Intens: 25.990 Euro
- ZOE R90 Bose: 28.790 Euro
- ZOE Q90 Life Quickcharge: 24.690 Euro
- ZOE Q90 Intens Quickcharge: 26.690 Euro
- ZOE Q90 Bose Quickcharge: 29.490 Euro
Preise mit Batteriekauf (Niederlande)
- ZOE R90 Entry: 29.390 Euro
- ZOE R90 Life: 31.890 Euro
- ZOE R90 Intens: 33.890 Euro
- ZOE R90 Bose: 36.690 Euro
- ZOE Q90 Life Quickcharge: 32.590 Euro
- ZOE Q90 Intens Quickcharge: 34.590 Euro
- ZOE Q90 Bose Quickcharge: 37.390 Euro
Update
Inzwischen gibt es auch Informationen für den deutschen Markt. Die traurige Nachricht zuerst: In Deutschland wird auch weiterhin die ZOE nur noch mit dem neuen Renault-Motor R240 verkauft. Also wird auch die neue ZOE nicht mehr Schnellladen können. CCS als Alternative wird es ebenfalls nicht geben. In Deutschland wird die neue ZOE unter der Typenbezeichnung R400 vertrieben. Es gibt allerdings die Aussage von Renault, dass es auch für die alte Q210-ZOE ein Retrofit mit dem neuen Akku geben soll. Was es kostet steht noch in den Sternen. Eine Umrüstung soll zudem erst ab Frühjahr 2017 möglich sein. Die Preise in Deutschland sind höher als in den Niederlanden. An der Mehrwertsteuer kann es nicht liegen, denn die ist in den Niederlanden mit 21 Prozent deutlich höher als in Deutschland. Hier will Renault wohl noch ein bisschen was von der deutschen Elektroautoprämie mitnehmen.
Wenn das Retrofit zu einem vernünftigen Preis möglich ist, bekommt man für wenig Geld ein Elektroauto mit ordentlich Reichweite. Denn gebrauchte ZOE Q210 findet man mit etwas Geduld schon für 10.000 Euro. Wenn das Retrofit dann 5.000 Euro kostet, ist man mit 15.000 Euro immer noch gut bedient.
Preise mit Batteriemeite (Deutschland)
- ZOE R400 Life: 24.900 Euro
- ZOE R400 Intens: 26.700 Euro
- ZOE R400 Bose: 29.400 Euro
Preise mit Batteriekauf (Deutschland)
- ZOE R400 Life: 32.900 Euro
- ZOE R400 Intens: 34.700 Euro
- ZOE R400 Bose: 37.400 Euro
Informationen zur neuen ZOE auf Renault.de
Was haltet ihr von der neuen ZOE? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Hier das Originaldokument (PDF in Niederländisch)
Der Beitrag Renault ZOE – 41 Kilowattstunden für 300 Kilometer Reichweite erschien zuerst auf ZoePionierin.