Im Frühjahr 2015 hat Renault ein Update der ZOE angekündigt. Ein neuer Motor soll ihr zu 30 Kilometern mehr Reichweite verhelfen.
Renault ZOE R240: so lautet die offizielle Bezeichnung der neuen ZOE. Ein neuer, von Renault selbst entwickelter Motor, soll für 30 Kilometer mehr Reichweite nach dem europäischen Normfahrzyklus (NEFZ) sorgen. Zudem verspricht Renault bessere Ladezeiten bei niedrigen Ladeleistungen. Der neue Motor kommt jetzt mit einer Luftkühlung aus.
Damit will Renault ein oft benanntes Manko der mit dem Continental-Motor ausgestatteten ZOE beseitigen. Die schlechte Effizienz bei Ladungen an der normalen Steckdose. Auch beim neuen Motor nutzt Renault das sogenannte Inverterladen, bei dem der Motor und die Motorsteuerung gleichzeitig das Ladegerät für die Batterie sind. Renaults CHAMELEON-Charger.
Renault ZOE ohne Schnellladung mit 43 Kilowatt
Dieses im Prinzip geniale System erlaubt bei der R210 mit bis zu 43 Kilowatt Drehstrom (AC43) in 30 Minuten von null auf 80 Prozent zu laden. Der Nachteil war, dass die R210er Renault ZOE bei niedrigen Ladeleistungen – vor allem unter 3,7 Kilowatt – extrem ineffizient lädt. So dauert an einer normalen Steckdose der Ladevorgang mit etwa 2 Kilowatt ungefähr 17 Stunden von null auf 100 Prozent.
Die neue ZOE braucht jetzt nur noch etwa 14 bis 15 Stunden für eine Vollladung an der Steckdose. Doch der Preis für diesen Effizienzgewinn ist in den Augen vieler ZOE-Fans zu hoch. Denn jetzt kann sie nur noch mit maximal 22 Kilowatt Drehstrom (AC22) laden. Eine Ladung von null auch 80 Prozent dauert damit eine Stunde. Ein alternatives Schnellladesystem, wie etwa das mit Gleichstrom arbeitende CCS oder CHAdeMO, gibt es nicht und ist auch nicht angekündigt.
In Deutschland ist die ZOE nur noch mit dem neuen Motor erhältlich. In anderen Ländern, wie den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien wird weiter zusätzlich die „alte“ R210 angeboten. Warum ausgerechnet die Deutschen auf die AC43 Schnellladung verzichten müssen, bleibt wohl Renaults Geheimnis. Vor allem, da auch gerade in Deutschland der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur mit AC43 in Schwung kommt. Und es gibt sogar ein Crowdfunding-Projekt, das den Ausbau privater öffentlicher AC43-Ladepunkte fördert.
Für Besitzer kleinerer Solaranlagen ist der neue Motor dagegen eine gute Nachricht. Denn nun lässt sich die ZOE effektiver mit selbst produziertem Strom laden.
Denkbar schlechte Testbedingungen
Für zwei Wochen habe ich meine Renault ZOE R210 gegen die neue R240 getauscht. Leider waren es die eher kälteren Wochen im Dezember und der Testwagen war mit Winterrädern ausgestattet. Diese hatten mit E nicht die beste Energieeffizienzklasse. Trotzdem wollte ich herausfinden, ob die neue ZOE tatsächlich effizienter als die alte ist. Also habe ich mich mit einem Bekannten zur Vergleichsfahrt verabredet. Nach dem Vollladen ging es im Konvoi von Metzingen auf die Schwäbische Alb. Und dann wieder zurück nach Reutlingen. Insgesamt sind wir gut 70 Kilometer gefahren. Beide ZOEs hatten die Klimaanlage auf 22 Grad und Automatik eingestellt.
Das Ergebnis ist schnell erzählt. Der Verbrauch war bei beiden Autos nahezu identisch. Ein signifikanter Unterschied ließ sich nicht feststellen. Die R210 war dafür aber auf effizienteren Winterreifen unterwegs (Nokian WR D4, Energieeffizienzlabel C).
Die ineffizienteren Reifen des Testwagens haben vor allem bei Autobahngeschwindigkeiten ins Gewicht geschlagen. Bei 100 Stundenkilometern stieg der Verbrauch auf etwa 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometern. Meine ZOE R210 mit Dunlop Winter Response 2 mit der Energieeffizienzklasse C braucht unter gleichen Bedingungen nur 16 bis 17 Kilowattstunden auf 100 Kilometer.
Der Test hat also nur gezeigt, wie groß der Verbrauchsunterschied bei Winterreifen sein kann. Leider kann ich daher an dieser Stelle nicht mehr darüber schreiben, ob die neue R240 auch auf der Straße effizienter ist. Da der Testwagen aber das Reifenhandicap hatte, ist wohl davon auszugehen, dass der neue Motor nicht nur auf dem Papier mehr Reichweite bringt.
Bei der Beschleunigung geben sich beide Motoren nichts. Lediglich ab etwa 70 Stundenkilometer hat die R210 leicht die Nase vorne. Aber auch hier kann es wieder an den unterschiedlichen Reifen liegen. Der neue Motor ist dafür aber deutlich leiser als der Continental-Motor. Sowohl im Vortrieb als auch bei der Rekuperation ist es in der R240 deutlich leiser als in der R210.
Schnellladefähigkeit ist Pflicht
Schon vor dem neuen Motor hat ZOE Reifendrucksensoren bekommen und ein kleines optisches Update. Leider lässt sich den Reifendrucksensoren nicht der Zustand der einzelnen Räder entlocken. Wenn die Warnmeldung angeht, muss man also alle vier Reifen checken. Das geht besser Renault. Schade ist auch, dass Renault der neuen ZOE nicht auch ein paar LED-Scheinwerfer spendiert hat. Liegen diese doch bei Renault zum Beispiel für den Captur im Teileregal. Auch wäre es eine gute Gelegenheit gewesen einige Bugs, wie die untauglichen Getränkehalter zu verbessern oder das R-Link mit einem moderneren Android Kernel und LTE-Modul mit W-LAN auszustatten. Eine Sitzheizung wäre auch kein Fehler gewesen. Und ein Handgriff mit Kleiderhaken, hätte sich sicher auch noch im Renault-Regal finden lassen.
Auch wenn bei der Renault ZOE noch Luft nach oben ist, bleibt sie trotzdem das Elektroauto mit dem derzeit besten Preis-Leistungsverhältnis.
Ich persönlich wollte nicht auf die AC43-Schnellladung verzichten. Renault sollte es auch in Deutschland den Kunden überlassen, welchen Motor sie haben wollen. Zudem bin ich der Meinung, dass eine Schukosteckdose keine dauerhafte Lösung ist, um sein Elektroauto aufzuladen. Vor allem wenn bald größere Akkus kommen, wird eine Ladung an einer Schukosteckdose immer unsinniger und der Bedarf nach Schnellladung größer. Wenn Renault sich also von der AC43-Ladung verabschieden möchte, ist eine Gleichstromschnelllademöglichkeit eigentlich Pflicht.
Der neue Antriebsstrang der ZOE wird ab Ende des Jahres auch den neuen Smart elektrifizieren. Mal schauen, ob Daimler seinen Kunden dann eine Schnelllademöglichkeit anbieten wird.
Jetzt schmeiße ich doch nochmal kurz den Spekulator an. Elon Musk sagte, er sei mit einem europäischen – keinem deutschen – Autobauer über die Nutzung der Supercharger im Gespräch. Im ZOE-Navi ist mit dem Dezemberupdate der Supercharger in Bad Rappenau als Ladestations-POI aufgetaucht. Da stellt sich die Frage Bug oder Leak? Renault hat leider auf die Frage bei Twitter nicht reagiert.
Disclaimer: Der Testwagen wurde mir von Renault Deutschland für zwei Wochen zur Verfügung gestellt.
Der Beitrag Renault ZOE: Neuer Motor für mehr Reichweite erschien zuerst auf ZoePionierin.