In einer ersten Tour mit der neuen Renault ZOE ZE40 überzeugt der 41 Kilowattstunden große Akku mit seiner Ausdauer.
Bei 17 Grad und strahlendem Sonnenschein durfte ich die neue Renault ZOE ZE40 mit ihrem 41 Kilowattstunden großem Akku rund um Lissabon das erste Mal fahren. ZOE und ich kennen uns sehr gut. Bin ich doch mit meiner eigenen ZOE in knapp drei Jahren 65.000 Kilometer gefahren. Umso gespannter war ich auf die nächste Generation der kleinen Französin. Renault Deutschland hat mich zusammen mit anderen Journalisten und Bloggern nach Lissabon eingeladen, um mit der neuen Renault ZOE auf einem Drive Event Bekanntschaft zu machen.
Forget the Battery – Vergiss die Batterie
Nach der Ankunft am Flughafen in Lissabon standen etwa 20 Renault ZOE ZE40 sauber aufgereiht und warteten vollgeladen darauf uns von ihren neuen Qualitäten zu überzeugen. Die Batterieanzeige im Armaturenbrett war mit einem Aufkleber abgeklebt. Darauf stand „Forget the Battery“ – Vergiss die Batterie. Im R-Link Navi war schon die 161 Kilometer lange Route entlang der Küste zu unserem Hotel nördlich von Lissabon einprogrammiert. Mit der alten ZOE wären die 161 Kilometer eine Herausforderung für erfahrene Elektroautofahrerinnen gewesen. Kein Motorjournalist hätte es wohl ans Ziel geschafft. Mit der neuen großen Batterie, kamen selbst die schwersten Bleifüße ohne Probleme abends im Hotel an.
Mit mir im Auto saß Guy Weemaes, der Betreiber von GoingElectric. Auch er ist ein erfahrener Elektroautofahrer. Die PR-Abteilung von Renault hatte eine schöne Strecke ausgesucht – genau das Richtige, damit sich die neue ZOE von ihrer besten Seite zeigen konnte. Es ging hauptsächlich an der Atlantikküste lang. Trotzdem sparte die Strecke nicht mit Steigungen, engen Kurven und bot fantastische Aussichten. Unter der Haube sorgte der Renault-Elektromotor, der auch schon in der ZOE R240 verbaut wurde, für den Vortrieb. Gegenüber dem ursprünglichen Q210 genannten Motor von Continental läuft er nochmal leiser, soll etwas effizienter sein und hat vier Pferdestärken mehr. Auf der Straße macht die leicht höhere Leistung keinen Unterschied. Wie beim Elektroauto üblich, überzeugt auch die neue ZOE durch unmittelbare Beschleunigung ohne Schaltpausen und Schubunterbrechung.
Jetzt auch als Edelflitzerin
Mit ihren 92 PS siedelt sich die Renault ZOE im Feld der Elektroautos eher im unteren Bereich an. Bei einem Auto wie der ZOE tut das aber keinen Abbruch. Beim Ampelstart lässt sie trotzdem einige Autos mit deutlich stärkeren Verbrennungsmotoren locker stehen. Bei 135 Stundenkilometer ist die ZOE abgeriegelt. In den meisten europäischen Ländern, ist das schon über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. In der Stadt und auf der Landstraße fährt sie sich agil und spritzig. Allein oberhalb der 90 Stundenkilometer wird es etwas zäh.
Äußerlich hat sich die ZOE nicht verändert. Innerlich ist die Ausstattungslinie ZEN weggefallen. Dafür gibt es jetzt für die Ausstattung Intens ein zusätzliches BOSE-Editionspaket. Das macht aus der Hartplastikfranzösin eine kleine Edelflitzerin. Neben Vollledersitzen, Sitzheizung vorne, DAB+ Radio, gepolsterten Armauflagen vorne und elektrisch anklappbaren Außenspiegeln gibt es ein Soundsystem von Bose mit sieben Lautsprechern inklusive eines Subwoofers mit 6,2 Liter Volumen. Zudem wartet die Bose-Edition mit glanzgedrehten 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit schwarzem Dekor auf.
Renault hat das R-Link in der ZOE generell überarbeitet. Es heißt jetzt R-Link Evolution und bietet neue und bessere Funktionen. So wird das bisher rudimentäre Ladesäulenverzeichnis deutlich verbessert. Man erfährt jetzt nicht nur direkt welche Ladeleistungen am jeweiligen Ladepunkt zur Verfügung stehen und welche Ladekarte oder App benötigt wird, sondern auch ob die Ladesäule frei ist – sofern der Säulenbetreiber diese Information zur Verfügung stellt. Auf den ersten Blick ist das R-Link deutlich schneller geworden. Der Touchscreen erlaubt nun auch Multitouch-Gesten. Im Laufe des ersten Halbjahrs 2017 kann die glückliche ZOE-Fahrerin das Navi auch über eine App programmieren. Leider ließen sich die neuen Funktionen noch nicht in den Testfahrzeugen ausprobieren. Ich hoffe jedoch, möglichst bald die neue ZOE für was länger unter meine Fittiche zu bekommen.
Aus alt mach neu
Die Ingenieure von Renault und LG Chem haben mit der neuen Batterie herausragende Arbeit geleistet. Bei fast doppelt so großer Kapazität passt sie in das gleiche Gehäuse wie die 22 Kilowattstunden-Batterie und ist mit 305 Kilogramm Gesamtgeweicht lediglich 15 Kilogramm schwerer geworden. Gleiche Bauform und nur geringfügiges Mehrgewicht bedeuten für alle jetzigen ZOE-Fahrerinnen gute Nachrichten. Denn sie können ihre alte durch eine neue Batterie ersetzen. Renault hat dies inzwischen an mehreren Stellen und auch in Lissabon wieder bestätigt. Ab dem Frühjahr 2017 können sich alle für etwa 3.500 Euro die neue Batterie in ihre alte ZOE einbauen lassen. Wer möchte kann dabei auch die neue Batterie kaufen. Dafür stehen 8.000 Euro auf der Preisliste. Die neue Batterie kann aber auch weiterhin gemietet werden. ZOE mit dem alten Q210-Motor können auch danach weiter mit 43 Kilowatt Leistung laden.
Auch für die neue ZOE bietet Renault jetzt die Batterie optional für 8.000 Euro zum Kauf an. Dabei gibt Renault acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf mindestens 66 Prozent der Kapazität. Bei der Miete bleibt die Garantie für die Laufzeit des Mietvertrags unbegrenzt und gilt für mindestens 75 Prozent der Kapazität.
Die Ladefrage
Für Enttäuschung bei vielen deutschen ZOE-Fans sorgen die Ladeoptionen der neuen ZOE. In Deutschland wird sie nur mit dem neuen Renault-Motor zu kaufen sein. Dieser kann nur noch mit maximal 22 Kilowatt Leistung laden. Eine Ladung von null auf 80 Prozent dauert bei der 41 Kilowattstunden-Batterie dann mindestens eine Stunde und 45 Minuten. In anderen Märkten wie Österreich, Frankreich, Niederlande oder Schweiz können die Kundinnen zwischen beiden Motoren wählen. Der alte Continental-Motor ermöglicht eine Ladung mit bis zu 43 Kilowatt Leistung, was die Ladezeiten entsprechend halbiert. Auch auf den Schnellladestandard CCS hat Renault leider bei der neuen ZOE verzichtet.
Der Q210-Motor kann zwar sehr gut mit hohen Ladeleistungen umgehen, umso schlechter lädt er aber mit allem unterhalb 11 Kilowatt. Durch seine bessere Effizienz hat der R240-Motor zudem eine leicht höhere Normreichweite. Die Entscheidung den Q210-Motor nicht mehr in Deutschland anzubieten ist übrigens bei Renault in Frankreich gefallen. Auch geben die Verantwortlichen den Ausbau der Infrastruktur als Grund für diese Entscheidung an. Man sehe eine viel größere Dynamik beim Ausbau von 11 und 22 Kilowatt-Ladesäulen als bei 43 Kilowatt und CCS-Ladesäulen. Zudem würde CCS das Auto teurer machen. Offenbar hat man in Frankreich wenig Ahnung von der Ausbaudynamik in Deutschland. Alleine im Dezember 2016 eröffnen in Baden-Württemberg 68 Triple-Charger. Damit steht an jeder Autobahnraststätte im Land eine Schnellladesäule für CCS, CHAdeMO und AC43. In anderen Bundesländern werden wir in den kommenden Monaten ähnliche Baumaßnahmen sehen.
Ich habe in Lissabon jedenfalls allen Verantwortlichen zu dem Thema ins Gewissen geredet und die Botschaft übermittelt, dass auch in Deutschland viele Kundinnen sich weiterhin Schnellladung für die ZOE wünschen. Sogar ein deutscher Renault-Händler importiert jetzt auf eigene Faust neue ZOE mit großem Akku und Q210-Motor.
Ich habe die Batterie tatsächlich vergessen
Am Ende des ersten Tages hatten wir nach 161 Kilometern noch knapp 50 Prozent in der Batterie. Mein Copilot und ich haben insgesamt 21 Kilowattstunden verbraucht und kamen im Schnitt mit 13,3 Kilowattstunden auf 100 Kilometern aus. Die 300 Kilometer Alltagsreichweite sind also tatsächlich kein Problem. Für die meisten Menschen bedeutet es, dass sie das Auto nur noch ein bis zwei Mal in der Woche an die Ladestation hängen müssen. Bei Ausflügen und Verwandschaftsbesuchen sind mittlere Entfernungen kein Problem mehr. Die Renault ZOE wird so noch alltagstauglicher.
Am zweiten Tag ging es fast ausschließlich über die Autobahn zurück. Guy und ich wollten natürlich wissen, was die neue ZOE in dieser Umgebung leisten kann. Also haben wir uns nicht hinter Lkw im Windschatten versteckt, sondern sind durchgehend die erlaubten 120 Stundenkilometer gefahren. Insgesamt war die Strecke 131 Kilometer lang. Im Schnitt lag der Verbrauch bei der Rückkehr am Flughafen bei etwa 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Selbst auf der Autobahn schafft ZOE noch 200 Kilometer am Stück. Die ZOE-Profis wissen, dass ab 110 Stundenkilometer der Verbrauch bei ZOE besonders stark ansteigt. Wer es nicht so eilig hat, kann auf der Autobahn so noch ein paar Kilometer mehr aus dem neuen Akku herausholen.
Für mehr ein erstes Beschnuppern haben die etwa 300 Kilometer Testfahrt nicht ausgereicht. Die wichtigste Botschaft ist aber: Reichweitenangst ist künftig nur noch was für pathologische Phobiker. Mit der edlen Bose-Version kommen jetzt auch die auf den Geschmack, für die die ZOE bisher zu rustikal war. Das hat allerdings seinen Preis.
Die Grundausstattung Life kostet mit der großen Batterie zuzüglich Batteriemiete 24.900 Euro. Die besser ausgestattete ZOE Intens kostet 26.700 Euro und in der Bose-Edition möchte Renault 29.400 Euro haben. Mit der Kaufbatterie erhöhen sich die Preise um jeweils 8.000 Euro. Dafür ist die Sonderausstattungsliste bei der ZOE ziemlich kurz. Serienmäßig sind unter anderem Klimaautomatik, programmier- und fernsteuerbare Standheizung, der R-Link mit TomTom-Navigation, elektrische Fensterheber vorne, Tempomat, Typ2- und Schuko-Ladekabel mit an Bord. Renault stockt die staatliche Kaufprämie in Deutschland um weitere 1.000 Euro auf. Unter dem Strich gibt es also 5.000 Euro Preisnachlass. Damit liegt die ZOE bei 19.900, 21.700 beziehungsweise bei 24.400 Euro.
Die Batteriemiete ist nach Laufleistung gestaffelt. Für die große Batterie beträgt die monatliche Miete 79 Euro bei 10.000 Kilometern Fahrleistung im Jahr. Pro zusätzliche 2.500 Kilometern steigt der Mietpreis um je 10 Euro. Bei 15.000 Kilometern sind es also 99 Euro. Für Privatkunden mit der neuen Batterie bietet Renault den Z.E. Unlimited Tarif an. Für 119 Euro im Monat gibt es keine Kilometerbeschränkung mehr.
Mehr Farben
Neben dem größeren Akku, der Bose-Edition, dem neuen R-Link und der verbesserten Konnektivität bietet Renault auch neue Farben an. So gibt es die ZOE nun auch endlich in Rot. Und ich muss ehrlich sagen, bei dieser Farbe könnte ich tatsächlich schwach werden.
Glossar
CCS: Gleichstrom-Schnellladestandard mit Stand heute bis zu 50 Kilowatt Leistung.
CHAMELEON-Lader: Bei Renault fungiert der Motor auch als Ladegerät. Renault hat dieses Prinzip CHAMELEON genannt. Daher ist die Ladeleistung und Performance auch vom Motor abhängig.
Q210: Ursprünglicher Motor im Renault ZOE vom Zulieferer Continental, wassergekühlt. Firmiert heute auch unter dem Namen Q90. Kann mit bis zu 43 Kilowatt Leistung die Batterie laden. Übermäßig lange Ladezeiten bei Ladung mit Leistungen unter 11 Kilowatt – vor allem an Schuko.
R240: Von Renault selbst entwickelter und gebauter Elektromotor, luftgekühlt. Firmiert heute auch unter dem Namen R90. Kann mit bis zu 22 Kilowatt Leistung die Batterie laden. Bessere Performance bei Ladung mit Leistungen unter 11 Kilowatt.
Hier gibt es noch den Bericht von meinem Copiloten Guy von Goingelectric.de
Der Beitrag Renault ZOE ZE40 – Reichweitenangst ade erschien zuerst auf ZoePionierin.