Vor drei Monaten habe ich mich nach knapp drei Jahren und 65.000 Kilometern von meiner Renault ZOE getrennt. Zeit für ein Fazit.
Es ist jetzt gut drei Jahre her, dass ich mit meiner Renault ZOE die ersten elektrischen Kilometer gefahren bin. Anfangs dachte ich, dass ich mit einem Elektroauto sicher nicht mehr als 15.000 Kilometer im Jahr schaffe. Am Ende waren es fast 25.000 Kilometer im Jahr.
Der erste große Ausflug führte von Stuttgart nach Bad Dürrheim. Heute eigentlich kaum mehr vorstellbar, war es damals noch ein großes Abenteuer, bei dem es auf jedes Elektron ankam. Denn in Bad Dürrheim gab es damals nur eine Schuko-Steckdose und für ZOE kein Schuko-Ladekabel.
Doch nicht nur im ländlichen Schwarzwald gab es Probleme mit der Infrastruktur. ZOE musste mich zuverlässig von Stuttgart nach Mainz und zurück bringen. Die erste Fahrt endete mit einem Platzverweis bei einem Softwarehersteller, Ladesäulen ohne Typ2 und dem knappen entrinnen vor dem Abschleppwagen.
Henne oder Ei oder oder
Es gab zwar schon ein bisschen Infrastruktur, doch kam die Elektromobilität erst mit der verhältnismäßig günstigen ZOE in Fahrt. Viele Ladesäulen hatten seit Monaten kein Ladekabel gesehen und hatten zwischenzeitlich den Geist aufgegeben. Die Verzeichnisse waren noch in einem eher rudimentären Zustand. Zum Strom holen musste ich schon mal zehn Kilometer zur nächsten Ladesäule fahren.
Der Vorteil der Renault ZOE war und ist, dass viele Ladesäulen 22 Kilowatt Leistung zur Verfügung stellten. Die ZOE ist immer noch das einzige Fahrzeug, das serienmäßig mit 22 Kilowatt laden kann. In knapp einer Stunde hatte man so genug Strom für die Weiterfahrt. Die Zeit lernte man kreativ zu nutzen. Mit Karten spielen, lesen und spazierengehen. Ausflüge wurden so geplant, dass ich nebenbei noch meine Renault ZOE laden konnte.
Komisch, wenn ich die letzten Absätze jetzt noch einmal lese, scheint es, als würde ich meinen Enkeln von lang vergangenen Zeiten berichten. Das alles ist aber keine drei Jahre her bis ich Enkel habe, ist noch viel Zeit. Aber es zeigt sich im Rückblick, dass die Infrastruktur ein zentrales Thema nicht nur auf meinem Blog war. Auch andere ZOE-Fahrer mussten manches Abenteuer durchstehen. Abschrecken ließ sich aber niemand. Elektrisch fahren macht so viel Spaß, dass man all diese Unannehmlichkeiten gerne in Kauf nahm. Mit einem Verbrenner? Niemals!
Es gibt kein Zurück
Mir war auch schon nach den ersten – wenn auch manchmal beschwerlichen – Kilometern klar, dass es kein Weg mehr zurück gibt. Für kein Geld der Welt würde ich mein Elektroauto gegen eines mit Verbrennungsmotor zurücktauschen.
Die Fahrten von Stuttgart nach Mainz und zurück wurden schnell zur Routine. Auch wenn es noch eine ganze Weile dauerte, bis ich in Mainz komfortabel laden konnte. Aber die Ladezeiten ließen sich gut einplanen. Fuhr ich freitags nach Mainz, gab es in Heidelberg Abendessen für mich und frischen Strom für ZOE. Auf dem Rückweg am Sonntagabend das gleiche. Am Ende gab es auf dem Weg drei 43 Kilowatt Ladestationen. Im Sommer musste ich damit nur noch 20 bis 25 Minuten laden. Das hat dann höchstens für ein gemütliches Eis gereicht.
Nur in Mainz hat sich bis heute genau null getan. Wie vor drei Jahren gibt es immer noch nur eine öffentliche 24/7 zugängliche Ladesäule in der Stadt. Bei meinem Arbeitgeber in Mainz fand sich nach langem hin und her eine Möglichkeit, ZOE zu laden. Gerade wird der Parkplatz saniert und dann gibt es dort ausreichend Lademöglichkeiten.
Der Kontinent ist nicht genug
Routine wird schnell langweilig. Also brauchte es neue Herausforderungen für ZOE und mich. So bin ich im Sommer 2014 zu einer großen Deutschlandrundfahrt mit Abstecher in die Niederlande aufgebrochen. In den Urlaub mit einem Elektroauto mit 150 bis 170 Kilometern Reichweite? Na klar! Es ist ja Urlaub und ich habe keine Eile. Noch nie hatte ich auf einer einzigen Reise so viele Eindrücke gesammelt.
Im Jahr darauf war der Kontinent nicht mehr genug. Also ab nach England und Schottland – to boldly go where no German ZOE has gone before. Auch diese Reise war etwas ganz besonderes und hat gezeigt, dass man auch heute schon mit einem Elektroauto verreisen kann.
Deutschland holt in Sachen Infrastruktur auf
Inzwischen wächst die Schnellladeinfrastruktur in Deutschland mit zunehmendem Tempo. Wir haben gegenüber unseren Nachbarn in den Niederlanden oder Österreich auch einiges aufzuholen. An fast jedem Schnelllade-Standort findet sich zumindest ein Triple-Lader, der die Schnellladung von ZOEs, VWs und BMWs und asiatischen Elektroautos ermöglicht. ZOE Fahrer*innnen bauen in eigener Initiative mit einem Crowdfunding-Projekt 43 Kilowatt-Ladestationen. Höchste Zeit also, das ZOE endlich wieder schnellladen kann. Sei es wieder mit AC43 oder mit CCS.
Wer gerne auf Reisen geht, sollte also daher unbedingt versuchen an eine gute gebrauchte ZOE zu kommen, die noch mit 43 Kilowatt laden kann. Inzwischen ist sie schon für etwa 10.000 Euro zu bekommen.
Rentiert sich das denn überhaupt???
Und jetzt höre ich sie, die eine vermeintlich wichtige Frage. Und was hat dich das ganze gekostet? Das kann ich einigermaßen genau sagen. Die gute Nachricht vornweg: Reparaturen und Service kosteten insgesamt 222 Euro und 10 Cent. Und zwar für zwei Jahresinspektionen.
Meine ZOE Intens hat 2013 ohne Wallbox 22.800 Euro gekostet. Hinzu kam die Batteriemiete. Bei einer jährlichen Kilometerlaufleistung von 20.000 Kilometern und einer Vertragslaufzeit von 36 Monaten betrug der monatliche Mietzins für die Batterie 102 Euro. Insgesamt war ZOE 33 Monate in meinem Besitz, macht also 3.366 Euro Batteriemiete in der Summe. Renault hatte eine Werbeaktion, bei der man für einen geworbenen Kunden sechs Monate keine Batteriemiete zahlen musste. Da ich zwei Kunden offiziell geworben habe, musste ich zwölf Monate keine Batteriemiete zahlen. Mehr als zwei Kunden konnte man im Rahmen der Aktion nicht werben.
An festen Kosten fielen monatlich noch pauschal 15 Euro für die Lademöglichkeit am Arbeitsplatz an. Macht in 33 Monaten nochmal 495 Euro „Treibstoff“-Kosten. Ansonsten habe ich vielerorts kostenlos geladen. Insgesamt dürften die weiteren Kosten zum Aufladen in der gesamten Zeit nicht über 300 Euro gelegen haben.
- Kaufpreis Renault ZOE Intens, ohne Wallbox: 22.800 Euro
- + Batteriemiete: 3.366 Euro
- – Gutschrift Batteriemiete aus Werbeaktion: 1.224 Euro
- + „Treibstoff“-Kosten: 800 Euro
- + Winterkompletträder (Alufelgen): 590 Euro
- + Kfz Versicherung, Vollkasko (500 Euro Selbstbehalt) Teilkasko (150 Euro Selbstbehalt): 1.050 Euro
- + 2 Inspektionen: 220 Euro
- – Verkaufspreis: 10.500 Euro
= 17.101 Euro
33 Monate und 65.000 Kilometer Renault ZOE fahren hat mich also unterm Strich gut 17.000 Euro gekostet. Die Zahlen sind aber nur bedingt übertragbar, da in der Rechnung sehr viele individuelle Posten enthalten sind. Hat sich das jetzt rentiert? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Was ich auf jeden Fall sagen kann: „Es hat sich gelohnt!”
5.000 Euro Prämie für Renault ZOE
Mit der Kaufprämie in Deutschland ist die Renault ZOE inzwischen 5.000 Euro günstiger – Renault stockt die staatlichen 4.000 Euro auf. Natürlich gibt es Möglichkeiten in drei Jahren günstiger mobil zu sein. Aber das ist offensichtlich überhaupt für die wenigsten eine Option. Denn sonst würden wir alle gebrauchte Dacias fahren oder hätten eine Bahncard 100.
Beim Vergleich der reinen Energiekosten gewinnt das Elektroauto aber um Längen. Selbst, wenn ich jede Kilowattstunde mit 30 Cent hätte bezahlen müssen. Zum Vergleich sollen hier die Verbrauchsangaben von Spritmonitor.de dienen, für den Benzinpreis der Durchschnittspreis von 2015: 1,39 Euro pro Liter.
- Renault ZOE (16,89 kWh/100 km) kosten 100 Kilometer: 5,07 Euro.
- Renault Clio (6,97 Liter/100 km) kosten 100 Kilometer: 9,71 Euro.
Alle 100 Kilometer ist der Clio also 4,64 Euro teurer zu bewegen. Bei meinen 65.000 Kilometern sind das schon stolze 3018,20 Euro – also etwa die Batteriemiete.
Zu teuer?! Von wegen!
Durch die Prämie fällt der Kaufpreis der ZOE unter den eines ausstattungsbreinigten Clios. Das Elektroauto ist zehn Jahre Steuerbefreit und hat deutlich geringere Wartungskosten. Das Argument, dass Elektroautos viel zu teuer seien, lässt sich also immer schwerer aufrecht erhalten.
Würde ich nochmal eine ZOE kaufen? Die Antwort ist ganz klar: Ja! Wie oben schon geschrieben, habe ich jeden Kilometer genossen. Wie wohl die meisten Menschen, fahre ich nicht mit dem Taschenrechner auf dem Beifahrersitz spazieren und der Fahrtkomfort in einem Elektroauto ist sowieso unbezahlbar. ZOE ist in ihrer Klasse einfach unschlagbar.
Wenn 2017 der größere Akku für reale 250 bis 300 Kilometer kommt – ich lege mich jetzt hier einfach mal fest, ohne dass ich irgendetwas offizielles wüsste – hat ZOE die Chance, der ganz große Abstauber in ihrem Segment zu werden.
20.000 Kilometer im Jahr, 65.000 Kilometer in 33 Monaten? Stimmt, das passt nicht zusammen. Bisher hat Renault die Mehrkilometer noch nicht in Rechnung gestellt. Die Kosten hierfür lägen bei etwa 250 Euro.
Mehr wissen wollen über Elektromobilität und hier nicht gefunden? Dann vielleicht bei der Blogparade vom Ingenieurversteher.
Der Beitrag Renault ZOE – Ein Fazit erschien zuerst auf ZoePionierin.